Ein Film, der nicht nur die Fachkräfte elektrisiert, ist der Film Systemsprenger. Im Mittelpunkt steht die neunjährige Bernadette, genannt Benni, die als aggressiv und unberechenbar gilt. Die Zerrissenheit aller Beteiligten wird deutlich ohne dabei eine Schuldzuweisung vorzunehmen. Die Versuche, Bernadette zu erreichen, führen im Film nicht zum Erziehungsziel einer eigenverantwortlichen eigenständigen Persönlichkeit. Die Hotspots der Diskussionen in den Erziehungshilfen wie geschlossene Unterbringung, Psychiatrie, Schule, Elternarbeit, Auslandsmaßnahmen und intensiv-pädagogische Maßnahmen werden alle thematisiert. Eine Passung zwischen den Bedarfen des jungen Mädchens und den Hilfemöglichkeiten kann jedoch nicht hergestellt werden. Dass der Film auskommt ohne eine der Seiten die Schuld für Bennis scheinbare ausweglose Situation zuzuschieben, ist kennzeichnend für den Spielfilm. Das, was Benni will, nämlich Halt, Liebe und Geborgenheit bei ihrer Mutter zu finden, ist nicht möglich.
Der Begriff Systemsprenger ist nicht eindeutig als Fachbegriff definiert, sondern umstritten. Er spiegelt das wider, was der Film zum Ausdruck bringt: eine Hilflosigkeit der Systeme von Jugendhilfe, Schule, Psychiatrie, Behindertenhilfe, Justiz und Polizei, Hilfen für die Schwierigsten oder Nichterreichbaren anzubieten.
Wir leben in einer Zeit mit Veränderungen, deren Folgen noch nicht absehbar sind, da wir erst am Anfang stehen. Der digitale Wandel öffnet viele Türen, aber diese hält er eben auch für viele junge Menschen und Familien verschlossen. Informationen und Vernetzung bieten Möglichkeiten, neue Zugänge zu erreichen; dies aber eben nur dann, wenn eine kritische, vorbereitete Auseinandersetzung stattfindet.
Notwendig ist es, Benachteiligungen junger Menschen durch einen eingeschränkten Internetzugang abzubauen und gerade die Kinder- und Jugendhilfe durch Zugänge ins Internet zu fördern. Die Ausführungen zur Jugendhilfeethik und zur digitalen Verantwortung zeigen den Zusammenhang auf, dass eine Auseinandersetzung mit der digitalen Würde, Autonomie und Gerechtigkeit des jungen Menschen notwendig ist. Wir sind also bleibende Lernende in der digitalen Transformation.
Wie Klaus Graf in seiner Einleitung beschreibt, ist die »Geschichte des großen Umzugs« für uns längst nicht mehr zu überblicken. Wir danken dem Träger stadtgrenzenlos für die Darstellung der digitalen Transformationsprozesse mit der Fokussierung des pädagogischen, fachlichen Bereiches. Die Gliederung erfolgt in die Aspekte der Herausforderungen der Digitalisierung in Organisationen der sozialen Arbeit und die Darstellung des möglichst digitalen Alltags der Organisationen.
Im Rahmen des Blickes aus der Sichtweise der Einrichtungen wird der Kontext des Auftrags der Kinder- und Jugendhilfe für die Entwicklung der jungen Menschen in Verbindung mit der Kultur der Zusammenarbeit in den Einrichtungen gestellt. Es kommt demnach darauf an, dass die Inhalte der pädagogischen Praxis eine Passung zum organisationalen Handeln aufweisen. Hierzu gehört ein hohes Maß an Selbststeuerungsbefähigung in den Teams vor dem Hintergrund eines Leitungsverständnisses mit Transparenz, offenem Umgang mit Konflikten und Fortentwicklung der Qualität. Die hier beschriebene Sichtweise unterscheidet sich grundsätzlich von klassischen Organisationsgestaltungen. Demnach wird nicht eine Strategie vorgegeben, die bis in die kleinsten Einheiten der Kinder- und Jugendhilfe umgesetzt wird, sondern es wird davon ausgegangen, dass die Entwicklung im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe ständigen Veränderungen und wechselnden Lebenssituationen ausgesetzt ist. Die Antwort hierauf sind Rahmenbedingungen mit einer Gestaltung der Selbstorganisation und Selbstregulierung der pädagogischen Betreuung der jungen Menschen und Familien. Die vorliegende Theorie und Praxis der Jugendhilfe gliedert sich in die Bereiche Einrichtungsprozesse und Selbsteinschätzung, Personalgewinnung, Bewerbungsverfahren, Mitarbeitendenentwicklung und attraktiver Arbeitgeber.
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