Ausgangssituation: Fast jede dritte stationäre Hilfe zur Erziehung wird vorzeitig abgebrochen. Während von Fachleuten der Abbruch meistens als Scheitern bewertet wird, ist wenig bekannt, wie Nutzer der Hilfen diese Abbrüche bewerten. Bekannt ist allerdings, dass die Erfolgswahrscheinlichkeit von Folgemaßnahmen durch Abbrüche sinkt. Die Senkung der Abbruchrate scheint deswegen ein wirkungsvoller Ansatz zur Qualitätsentwicklung zu sein, durch den die Effektivität und die Effizienz von Hilfen deutlich gesteigert werden können.
Projektziele: Angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Diskussion um die Sicherung des Kindeswohls und der Gewährleistung eines gelingenden Aufwachsen muss im Bereich stationärer Maßnahmen dafür Sorge getragen werden, dass unerwünschte Abbrüche vermieden werden, um damit die Wirksamkeit der stationären Erziehungshilfen zu verbessern. Durch eine quantitative und qualitative Analyse soll erforscht werden, wie Abbrüche entstehen. Analysiert wird hierzu der gesamte Hilfeprozess von der Bedarfsfeststellung über Diagnostik, Hilfeplanung und -steuerung, mögliche Kriseninterventionen bis seiner Beendigung. Dabei gilt es, Eingangsqualität, Prozessqualität oder die organisationalen und personalen Kontexte differenziert zu erfassen. Aufbauend auf diese Erkenntnisse werden fachliche und organisatorische Empfehlungen zur Reduzierung der Abbruchrisiken erarbeitet. In die Hypothesenbildung fließen Studien zu Wirkfaktoren erzieherischer Hilfen ein.
Projektdurchführung: Untersucht werden 200 stationäre Fälle im Alter von acht bis 18 Jahren. Für diese werden Sozialdaten, der Hilfebedarf und die Zielsetzung aller Akteure zu Beginn der Hilfe erfasst. Mittels einer Fragebogenerhebung werden bei den jungen Menschen, ihren Familien, bei den Leistungserbringern sowie dem Jugendamt Informationen zum Hilfeprozess eingeholt. Über ein Jahr lang wird geprüft, welche Hilfen vorzeitig beendet werden und welche mit Erfolg ihren Abschluss fanden oder unter positiven Vorzeichen weiter durchgeführt werden.
Das Projekt wird von dem e/l/s-Institut zur Qualitätsentwicklung sozialer Dienstleistungen durchgeführt. Die wissenschaftliche Begleitung liegt bei der Universität Bielefeld. Die Projektkoordination nimmt der Evangelische Erziehungsverband e.V. (EREV) wahr. Ansprechpartner in der Geschäftsstelle sind Dr. Björn Hagen und Carola Schaper.
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Eine Zusammenfassung der Ergebnisse finden Sie hier:
Dr. Harald Tornow: Abschluss- und Erfahrungsbericht
Dr. Björn Hagen: Ergebnisse des Modelprojektes "Abbrüche in stationären Erziehungshilfen"
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